Geschichte: Radtour zu Hofläden in der Magadinoebene

Knackiges Gemüse auf Fahrrädern

Mit dem Fahrrad durch Kornfelder, Gewächshäuser und Obstgärten, um die Tessiner Speisekammer zu entdecken: köstliche, authentische, lokale Produkte.

Die Einkaufstour wird zum Erlebnis für die ganze Familie, wenn das Auto stehen bleibt. La spesa in fattoria verbindet Fitness mit gesunder Ernährung und nachhaltigem Konsum. Frischer als vom Hofladen können die Produkte nicht sein.

DAS IST

Marcello Stivan, Befürworter des Langsamverkehrs

Marcello Stivan, Befürworter des Langsamverkehrs
Bewegung mit gesunder Ernährung und nachhaltiger Mobilität verbinden.

9 Uhr. Treffpunkt Bahnhof Bellinzona vor dem BikePort. Während Organisator Marcello Stivan noch Kühlbehälter auf seinem Cargobike verstaut, drehen die ersten Teilnehmer schon eine Testrunde auf ihren hochkarätigen Leih-Klapprädern. Wer Glück hat, sogar mit E-Antrieb. Andere sind mit eigenem Velo vorgefahren und können gleich durchstarten. Pünktlich geht es los in Richtung Giubiasco und Sant'Antonino. Fahrrad-Experte Marcello Stivan kennt die besten Radstrecken. Und so führt die Tour zu den landwirtschaftlichen Betrieben erst durch urbane Quartiere und dann, fernab vom Strassenverkehr, quer durch die Magadinoebene vorbei an Maisfeldern, Obstplantagen, Kühen, Katzen und Hühnern. Nach sechs Kilometern ist mit der Azienda Agricola Mozzini das erste Etappenziel erreicht. Von da an sind es kurze Wege. Jeder Hofladen bietet eigene Spezialitäten: Frisches Gemüse, saftiges Obst, darunter je nach Saison auch köstliche Beeren, die als Wegstärkung dienen. Es gibt Käse von der Alp, Joghurt und Eis, Honig, Eier sowie lokale Fleischprodukte. Auch für Kinder hält die Tour Abwechslung bereit. Die Bauernhöfe sind mit Schaukeln, Spiel-Traktoren, Malstiften und Tieren auf den Besuch der Kleinsten perfekt eingestellt.  

DIE VOLLSTÄNDIGE GESCHICHTE


Piano di Magadino

Wie kam Ihnen die Idee zu einer Einkaufstour mit dem Velo? 

«Radfahren war schon immer meine Leidenschaft. Seit ich 2016 den Fahrradladen am Bahnhof Bellinzona mitgegründet habe und diverse Aktivitäten anbiete, von Reisen über Verleih bis zu Kurierdiensten, wurde das Velo auch beruflich zum Mittelpunkt. Ich möchte Menschen eine Gelegenheit zum Radfahren geben und diese mit gesunder Ernährung, nachhaltigem Konsum und umweltfreundlicher Mobilität kombinieren. Ich habe 30 Jahre lang in der Ölindustrie gearbeitet und schulde der Welt noch etwas.» 

Deswegen biete ich Radtouren zu landwirtschaftlichen Betrieben in der Magadinoebene an. Es trifft den Zeitgeist. Der Lockdown im Frühjahr 2020 hat dazu geführt, dass mehr Menschen die Bauernhöfe für sich entdeckten. Quasi als geschützten Raum direkt vor der Tür mit frischen Produkten aus der Region. Meine Initiative, die von der Fondazione del Parco del Piano di Magadino, BancaStato, Pro Velo Ticino und der Stadt Bellinzona unterstützt ist, fördert die lokale Wirtschaft und den Umweltschutz. 

Piano di Magadino
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Denn ein Leben ohne Auto ist möglich. 

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Entdecken, was vor der Haustür liegt.
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Das Radfahren schmackhaft machen ist möglich, aber wie? Wer bei mir mitfährt, schenkt sich eine schöne Spazierfahrt. Die Teilnehmer können die Einkaufstour geniessen, Kontakte mit anderen Leuten knüpfen und brauchen sich keine Gedanken über den Transport der Einkäufe, die Strecke oder die Räder zu machen. Denn das ist ja meist das Problem. Ich begleite die Tour mit meinem Cargobike und habe viel Staufläche für die Einkäufe. Frische Lebensmittel können mit Isoliertaschen kalt gehalten werden. Die Höfe geben für Frischprodukte auch Kühlakkus in Form eisgekühlter Wasserflaschen mit. Wer kein Fahrrad besitzt oder mal ein anderes ausprobieren möchte, leiht sich eines für wenig Geld. 

Pro tip
Radfahren wird im Tessin leichtgemacht. Velos aller Art können überall gemietet werden, wie z.B. über Bikesharing. Es gibt dazu zahlreiche Bike Hotels. In vielen Transportmitteln, auch Seilbahnen, dürfen Räder mitgenommen werden.
Pepe della Vallemaggia, Zincarlin della Valle di Muggio, Polenta und viele andere. Die Produkte des Tessins sind sehr beliebt, aber wo findet man sie? Jede Region bietet typische Geschäfte, die den Besucher faszinieren!
Bio-Höfe verwenden natürliche Produkte, respektieren den Tierschutz, fördern eine artgerechte Tierhaltung und begünstigen die Herstellung echter Produkte. Im Tessin gibt es 146 solcher Betriebe.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Betriebe aus?

«Nach der Entfernung. Ich habe einen Radius von 15 Kilometern gewählt, den jeder gut bewältigen kann. Auf dieser Strecke erreichen wir sehr schöne Höfe in der Magadinoebene. Die Produktauswahl ist vielfältig und reicht von Gemüse und Obst über diverse Milchprodukte, Eier bis zu Fleisch.»

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Jeder Hof hat seine eigenen Attraktionen und Spezialitäten. 

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Bei La Colombera, zum Beispiel, gibt es frischen Käse von der Alp, naturbelassenen Joghurt, Getreideerzeugnisse und Fleisch. Alles aus ökologischer Landwirtschaft. Auf Bestellung kommt sogar ein Fischhändler aus Italien vorbei. Der Betrieb von Manuela Kraus ist besonders für Beeren bekannt. Agrotomato hat sich auf Tomaten in allen Grössen spezialisiert. Man blickt beim Einkaufen direkt auf die riesigen Stauden in den Gewächshäusern. Ortofrutticola Bassi stellt unter anderem Pasta-Saucen her und verkauft über ein Selbstbedienungslädchen. Alle Betriebe, wie beispielsweise auch Mozzini oder die Azienda Stornetta, bieten lokales Obst und Gemüse, das frischer nicht sein könnte. 

Wieso verleihen Sie ausgerechnet Klappräder? 

«Weil sie praktisch sind und neue Möglichkeiten für nachhaltige Mobilität eröffnen. Die Klappräder der englischen Firma Brompton sind die leichtesten und kleinsten ihrer Art, gleichzeitig ein vollwertiges Velo. Sie können in Sekundenschnelle zusammengeklappt werden, lassen sich problemlos wie ein Rollkoffer transportieren und kosten im Zug nichts extra.»

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«Ideal, gerade jetzt, wo das Zugfahren ins und im Tessin dank des Ceneri-Basistunnels noch einfacher ist.»

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Für wen eignet sich die Shoppingtour? 

«Die ganze Familie kann mitkommen, Eltern, Kinder, Grosseltern. Egal, ob Touristen oder Tessiner, die das Bellinzonese erkunden wollen. Selbst Hunde waren schon dabei, auch auf meinem Cargobike. Die Strecke ist leicht zu fahren, bis zum Mittag sind wir wieder zurück. Das hält jeder gut durch. Die Bauernhöfe bieten den Kindern Spielmöglichkeiten und Tiere zum Anschauen. Natürlich könnte jeder auch alleine mit seinem Rad losfahren. Doch in der Gruppe macht es mehr Spass.»  

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